

Freitag, 24. Oktober 2025, 19 Uhr | Französisch-reformierte Kirche Offenbach
Ursula Mamlok (1923 – 2013), Suite für Violine und Klavier, Çağla Gürsoy (*1994), Sonate für Violine und Klavier
Dmitri Schostakowitsch (1906 – 1975), Sonate für Violine und Klavier G-Dur op. 134, Sergej Rachmaninow (1873 – 1943), Vocalise op. 34/14
Alle Werke des Abends tragen das Migrantische in sich, sind mithin sogar transitorische Werke: Ursula Mamlok floh 1939, im Alter von 16 Jahren, aus Nazideutschland, zunächst nach Südamerika und danach in die USA. Die karge und knappe Tonsprache ihrer Suite für Violine und Klavier aus dem Jahr 1960 kann als Echo auf den Verlust von Heimat verstanden werden. Cagla Gürsoy emigrierte im Alter von 18 Jahren aus der Türkei nach Deutschland; zwei Sätze ihrer Sonate entstanden noch in der Türkei und auch die Skizzen für den dritten und vierten Satz, die aber erst 2025 in Deutschland ausgearbeitet worden sind. Dmitri Schostakowitsch war quasi Zeit seines Lebens in der Inneren Emigration, um dem Druck des Stalinismus zu begegnen. Seine Violinsonate G-Dur op. 134 entstand 1968, nachdem die kurze „Tauwetter-Periode“ unter Chruschtschow schon wieder Vergangenheit war und der politische Druck auf Künstler:innen wieder stieg. Sergej Rachmaninow schließlich emigrierte kurz nach der Oktoberrevolution, da unter dem Kommunismus für ihn und seine Familie Gefahr für Leib und Leben bestand. Seine melancholische Vocalise op. 34/14 entstand noch vor der Revolution, aber mitten im Ersten Weltkrieg. Das Werk ist eine Bearbeitung eines Stückes für Gesang und Klavier, das aber keinen Text hat – die menschliche Stimme nähert sich also bereits in der Originalfassung der Violine an.